Beschreibung der Stadt Friedrichroda

I. Beschreibung der Stadt Friedrichroda.
Von Paul Hasert  1940  und Klaus-Dieter Barth  2025


Friedrichroda, in der Mundart „Fricheroode“ genannt, führte in unserer Umgebung den Spitznamen „Hosefricheroode“. Die Nachbarorte beneideten früher und heute noch Friedrichroda wegen der frühzeitig erteilten städtischen Gerechtsame, wegen seines früheren Wohlstandes und der späteren Entwicklung zum ersten Kurort der ganzen Umgegend. Früher sang man auf Friedrichroda ein schmähliches Spottlied, von dem mir nur die Strophe bekannt ist:

„Was hann’se för’en Kerchort drüb’n
In Hosefricheroode?
Se hann ne ale Kuh geschlacht,
On hann d’n Schwanz zum Torm gemacht
In Hosefricheroode.“

Die Nachbarn mögen mit ihrem Hohn und Spott wirklich nicht unrecht gehabt haben, denn der Ort, der sich stolz „Stadt“ nannte, war und blieb jahrhundertelang in seinem Aussehen ein Dorf. Die mit verwitterten Brettern beschlagenen, kleinen, unscheinlichen Häuser boten keinen städtischen Anblick. Die Straßen waren meistens alte Hohlwege, in denen die überfließenden Abwässer der Häuser flossen. Damit die Leute bei schlechtem Wetter über die Straße kommen konnten, bedienten sie sich der sogenannten „Hüpf-“ oder „Sprungsteine“, die man in die Gräben gelegt hatte. Außer dem Rathaus, der Kirche und dem alten Stadttor war nirgends zu erkennen, daß man sich in einer Stadt befand. Man braucht sich nicht zu wundern, wenn jener Fremdling, dem der Mund offen stehen blieb, die Stadt ein Dorf nannte!

So war es ganz früher! Doch das änderte sich alles mit dem Einzuge des ersten Kurgastes Friedrich Perthes. Nach anfänglichen höhnischen Schimpfereien erkannten und begrüßten die Friedrichrodaer die sich unverhofft bietende Entwicklungsmöglichkeit des Ortes, und unter der zielbewußten Leitung tüchtiger Männer entwickelte sich in wenigen Jahrzehnten der Ort zu der weltbekannten Berg- und Badestadt Friedrichroda.

Dem in stiller Waldeinsamkeit abgelegenen Waldort fehlten vor allen Dingen gute Straßenverbindungen mit der Außenwelt, früher sagte man: mit „dem Ausland“. Seit Jahrhunderten konnten die Friedrichrodaer Fuhrleute mit ihren Blechwaren den Ort nur verlassen durch den alten Hohlweg über den Klosterberg (Reinhardsbrunnerstraße) oder durch die berüchtigte und schlecht fahrbare Steinforsthohle und über den steilen, alten Rotweg. Nach dem Einzug des ersten Kurgastes begann man unter großen Opfern mit dem Bau der Schmalkalder Straße, der „Heubergschosse“. Die Bürger Friedrichrodas gründeten für diesen Zweck den sogenannten „Aktien-Verein“, und es wurde von der gesamten Einwohnerschaft die Beteiligung mit einem kleineren oder größeren Geldbetrag verlangt. Mit Geldern der Allgemeinheit und späterer Unterstützung der Gemeinde Kleinschmalkalden wurde unter Leitung des Friedrichrodaer Stadtbaumeisters Kirchner die heutige Heubergstraße angelegt, die eine langersehnte Verbindung zwischen dem Franken- und Thüringerlande brachte. Nach Fertigstellung der Straße erbaute 1838 der Aktien-Verein das Heubergshaus (B I/4), das man als „Chausseegeldhebestelle“ benötigte. Leider kam der Aktien-Verein in der Folgezeit in finanzielle Schwierigkeiten, und die Straße mußte von dem damaligen Herzog übernommen werden. Ein Stadtplan aus dem Jahre 1927 liegt als Anlage I/2 bei. Einige Änderungen und Ergänzungen sind allerdings in der Zwischenzeit eingetreten.

Der Grund.

Im sogenannten Grund standen die ersten Häuser Friedrichrodas. Das Haus Nr.: 12, die uralte „Grundmühle“  (Grundmühlen) ist 1937 von der „Volksfürsorge Lebensversicherungsbank A.G. Hamburg“ angekauft und abgerissen worden. Wo sich jahrhundertelang das Mühlrad drehte, wo sich Generationen schaffender Müllersleute schlecht und recht durchs Leben schlugen, dort spielen später fröhliche Menschen Tennis. Genau zwischen dem Hotel im Grund und Parkplatz gegenüber dem Chausseehaus. Dort wo Schilfwasser und Kesselgraben sich vereinen. Der „Grund“ gehörte in den alten Zeiten nicht zu Friedrichroda. Er bildete bis um 1840 einen Ortsteil für sich und war dem Amt Tenneberg unterstellt, während Friedrichroda zum Amt Reinhardsbrunn gehörte. Man kann annehmen, daß der Grund mit seiner Mühle zur Schauenburg gehörte, und daß die Grundbewohner leibige Vasallen der Herren von der Schauenburg waren. In den Häusern Nr. 3–5 befand sich in den 1890er Jahren eine bekannte und gut besuchte Naturheilanstalt, die in den 1920er Jahren zu einer Alabasterfabrik umgebaut wurde. Später hatte Friedrichroda in den Häusern ein Arbeitsdienstlager, nachdem einige Jahre sozialdemokratische Naturfreunde diese Gebäude besessen hatten. Dann übernahm die schon erwähnte „Volksfürsorge“ das Grundstück und baute es zu einem modernen Erholungsheim um. Vermutlich in den 1950er Jahren dann als Betriebserholungsheim des Landmaschinen Herstellers „VEB Weimar-Werk“ und die letzten 30 Jahre als „Hotel im Grund“.

Das letzte Haus Friedrichrodas, Nr. 12, nannte man im Volksmund „Das Bleichhäuschen“. Am Hause Nr. 4, dem heutigen Caffè Waldschlößchen, endet die von der Wacht herabführende alte Rodelbahn (Roter Weg). Dem Besitzer des Hauses Nr. 2, dem jetzigen „Chausseehaus“, wurde bereits im Jahre 1837 beim Bau der Heubergstraße die Erlaubnis zu einem Branntweinhandel erteilt. Nach erfolgter Fertigstellung der Straße befand sich in dem Gebäude bis in die 1900er Jahre eine „Chausseegeldhebestelle“. Das Lokal hieß früher im Volksmund „Der Schlagbaum“. Das Haus brannte im Jahr 1961 ab, wurde wieder repariert doch bei den Sanierungsarbeiten kam es nochmals zu einem Feuer. Die Ruine stand einige Zeit gesichert mit einem Schutzdach, ehe an gleicher Stelle das neue Chausseehaus gebaut wurde. Gastwirt Herr Miethe, später Herr Erdmann und Herr Köllner.   Seit vielen Jahren steht das Haus leer und verfällt.  Eines der ehemaligen Bleichhäuser im Grund 8, ist das Landhaus Machold.  Ein auffälliges Haus durch das sichtbare Fachwerk. Das Mansfeld Kombinat richtete darin ein Betriebsferienheim ein und ist heute als Pension im Besitz der Familie Wetzel. Der Friedrichrodaer Grund teilt sich an „Mutters Ruh“. Dort im Tal des Schilfwassers liegt das Pfadfinderlager, in der Nachkriegszeit errichtet als Betriebsferienlager der Blema-Werke aus Gotha.

Schmalkalderstraße.

Vom Hause Nr. 59, der heutigen Schauenburgmühle, bis zur Ecke Hauptstraße – Burgstraße heißt die Fortsetzung des Grundes „Schmalkalderstraße“. Der mittlere Teil dieser Straße mit seinen Bleichplätzen heißt im Volke „Kalter Markt“. Der Name „Kalter Markt“ läßt sich nach einer Niederschrift deuten. Ein alter Berichterstatter schreibt:

„Die Einwohner (des Kalten Marktes) werden öfters durch den Südwestwind sehr inkommodieret, als welcher durch die enge Öffnung, welche auf dieser Seiten die Berge machen, mit großer Heftigkeit durchstreichet und heftige Stürme verursachet.“

In der Schmalkalderstraße zählte man 1791 53 Hausgrundstücke. Eines der ältesten Gebäude war Nr. 59, die „Schauenburgmühle“, eine alte Holzschneidemühle, die zu einem Hotel umgebaut worden ist. Auf dem Grundstück Nr. 56 stand eine Papiermühle, die samt zwei Nachbarhäusern durch Feuer vernichtet worden ist, wobei ein Kind den Tod fand.
Die Eltern des in den Flammen umgekommenen Kindes wünschten gar zu gern ein christliches Begräbnis für ihr Kind. Der Brandschutt wurde mit aller Sorgfalt durchsucht, aber es fand sich kein einziges Knöchelchen von dem Kinde, und es konnte daher keine Beerdigung stattfinden. Auf den Grundstücken Nr. 55 und 55a stand bis in die 1890er Jahre eine Holzschneidemühle. Bis heute befindet sich auf dem Platze die Rollfabrik Friedrichs. Das Hausgrundstück Nr. 49 war jahrhundertelang ebenfalls eine Holzschneidemühle; in alten Akten heißt sie die „untere Schneidemühle“. Die „Hessenmühle“ Nr. 47 war ein uraltes Mühlenwerk. In alten Niederschriften führt sie den Namen „der Hessen Mühle“. Der Friedrichrodaer nennt teils heute noch die Leute „Hessen“, die jenseits des Rennstieges in Kleinschmalkalden, Brotterode usw. wohnen. Diese Hessen kamen von weither und kauften in der Mühle für wenige Pfennige das Leinöl ein, womit sie größtenteils ihr kümmerliches Dasein fristeten. Im Dreißigjährigen Kriege war fast die gesamte Einwohnerschaft Friedrichrodas um Hab und Gut gekommen. Die Not war in allen Familien sehr groß, nur beim Hessenmüller merkte man nichts davon. Den Einwohnern war dieses rätselhaft, und es dauerte gar nicht lange, so erzählte man sich auf Straßen und Gassen, daß der Hessenmüller auf seinem Boden viele Kisten voller Gold- und Silbermünzen versteckt habe. Die empörte Bürgerschaft beschwerte sich über den geizigen Hessenmüller beim Bürgermeister, sie wollte die Hessenmühle stürmen und – über den Ausgang ist leider nichts bekannt. Die Schmalkalderstraße ist wiederholt von großen Feuersbrünsten heimgesucht worden. Am 2. Februar 1880 brannten 7 Häuser ab, wobei 17 Familien obdachlos wurden. Bei diesem Brande bestand die neue Wasserleitung ihre erste glänzende Probe. Das Haus Nr. 32 ist von einer Bergwerksgesellschaft als Zechenhaus errichtet worden. Die Gesellschaft versuchte eine neue Erschließung des Bergbaues im Gottlob, was leider nicht gelungen ist. Vor Hause Nr. 18 plätscherte der nie versiegende und von der Einwohnerschaft geschätzte „Spenglersbrunnen“ (Schöpfquellerschborn). Das Haus existiert nicht mehr, denn auf Grund der Straßenbauarbeiten zur sogenannten „Europakreuzung“ wurde es abgerissen, der Brunnen später neu gefasst. Der Name Spenglersbrunnen ist uralt und läßt sich heute nicht mehr deuten. Über das Grundstück Nr. 18 führte ein Durchgangsweg nach dem Gottlob, der im Sommer von den Kurgästen viel begangen wird. In dem Hause Nr. 54 wohnte früher die Brunnenbauerfamilie Müller. Aus Holz fertigte man Wasserrohre, die auf einem im Freien stehenden hohen Gestell gebohrt wurden. Dieses Gestell nannte man „Rührengerüst“.

Die Nr. 24, einst Gastwirtschaft „Kühles Tal“, trug den drolligen Spitznamen „Schwarze Schnecken“. Drei weitere Gastwirtschaften, die sich in den Häusern Nr. 1, Nr. 3 und Nr. 21 befanden, sind eingegangen.

Die Fortsetzung der Schmalkalderstraße bildet die „Hauptstraße“, im Volksmunde „Hauptschtroos“ und „Fleck“ genannt. Schon in den ältesten Niederschriften heißt diese Straße „Das Fleck“. „Flecke“ ist das Stück eines Ganzen. Im Mitteldeutschen bezeichnet man „vlecke“ als einen Platz in der „wiesevecke“ (Wiesenfläche oder Wiesenfleck). 1429 wird in alten Schriften der Name „Fleck“ mehrfach erwähnt als Stelle der Märkte.  Die Hauptstraße zählte im Jahre 1791 – 64 Hausgrundstücke, heute weniger, es erklärt sich aus folgendem: Zwischen dem „Hotel Zentral“ und dem „Hotel Deutscher Hof“ stand früher das alte Mälzhaus, das im Jahre 1878 abgerissen und nicht wieder aufgebaut wurde. Das „Haus Schauenburg“ besteht in Wirklichkeit aus 2 Häusern, weshalb es auch die Doppelnummer 32/34 trägt. Eine Doppelnummer führt ferner das Haus 35/37. Ein Teil des Hauses 35 stand früher auf dem Platze der heutigen Kirchgasse. Der andere Teil des Hauses ist in dem Grundstück 37 mit enthalten. Ein Hausgrundstück Nr. 38 existiert heute nicht mehr. Diese Hausnummer führte das neben dem „Gasthof Zur Krone/ Salt+Pepper“ stehende „Hotel Pötsch“, das am 7. April 1894 abbrannte und nicht wieder aufgebaut worden ist. Die Hausnummer 53 ist am 3. August 1904 durch den Brand des Rathauses ausgefallen. Die Hauptstraße war das Geschäftszentrum Friedrichrodas. 1940 befanden sich daselbst 61 Ladengeschäfte, 2 Bankinstitute, 8 Hotels, Gastwirtschaften und Cafés. Heute ist es leider ruhiger nicht nur weil die Hauptstraße seit Jahren verkehrsberuhigt ist.
Am 1. Juli 1850 richtete die Fürstlich Thurn und Taxis’sche Postverwaltung die erste Postexpedition im „Hotel Stern“ (Deutscher Hof / Kloßhotel) ein. Die Diensträume der Post befanden sich anschließend vom Jahre 1856 bis 1860 im Hause Hauptstraße 48, in den Jahren 1861 – 1863 Hauptstraße 51, 1864 – 1867 Hauptstraße 24, 1868 bis 14. Oktober 1885 Hauptstraße 50, vom 15. Oktober 1885 bis 1901 Hauptstraße 45. Von hier siedelte die Kaiserliche Postanstalt am 1. April 1901 über in das Reichspostgebäude in der Lindenstraße. Im Jahre 1874 begann die Stadtverwaltung mit der Anlegung von Bürgersteigen in der Hauptstraße. In den Häusern Nr. 48 und Nr. 15 befanden sich früher gutgehende Spielwarenfabriken. Letzteres Haus noch im Volksmunde „Die Fabrik“. In dem Hausgrundstück Nr. 32 wohnte früher der Erfinder der Mundharmonika namens Buschmann. Die Mundharmonikafabrik „Hohner“ wollte im Jahre 1937 an dem Hause eine Gedenktafel für Buschmann anbringen lassen, was leider nicht ausgeführt worden ist. Ob Gedenktafel oder nicht, daß eine steht jedenfalls fest, daß die Mundharmonika, das heute so beliebte Volksinstrument, in Friedrichroda erfunden worden ist. Am 20. September 1827 wurden im Hause Nr. 26 die Eheleute Johann Georg Scharf und Marie Elisabeth geborene Hellmann ermordet. Bei Umbauarbeiten des Hauses wurden in den 1890er Jahren größere Geldschätze gefunden, die angeblich von den Eheleuten Scharf stammen sollten. Das Grundstück Nr. 50 hat seine eigene Geschichte. Wilde Soldatenhorden brannten im dreißigjährigen Kriege das alte Häuslein nieder. Jahrelang blieb die Brandstätte wüst und unbebaut im „Fleck“ liegen, bis endlich auf Betreiben des Ehrsamen Stadtrats arbeitsame Menschen ein neues Gebäude erstehen ließen. Über zwei Jahrhunderte schweigen die Nachrichten. Mit dem Einzuge des Postmeisters Steier verlegte die Thurn- und Taxis’sche Postverwaltung ihren Dienstraum in das Gebäude, und nun begann ein unruhiges, wechselhaftes Haus-Schicksal. Am 1. Mai 1868 bestaunten die alten Friedrichrodaer das neueröffnete „Telegrafenbureau“. Es war ihnen unglaubhaft, daß die wenigen dünnen Metalldrähte eine Verbindung mit der weiten Welt ermöglichen sollten, denn nach ihrer Meinung hätten es doch mindestens Rohre sein müssen. Nach dem Auszuge der Postverwaltung im Jahre 1885 verlegte die Stadtverwaltung mehrere Diensträume aus dem gegenüberliegenden Rathaus in das Gebäude, das nunmehr zum sogenannten „Stadthaus“ wurde. In den engen, niederen Diensträumen wurde die Polizeiwache untergebracht, der 2. Senator, der sogenannte „Feldsenator“ war hier zu sprechen. Eben wurden darin geschlossen, Strolche und Landstreicher bezogen Quartier, in den Augusttagen des Jahres 1914 marschierte täglich die Landsturmwache vor dem Hause auf, und in den folgenden Notjahren der Kriegs- und Nachkriegszeit wurde es zur Zentrale der Lebensmittelvorräte und Lebensmittelmarken, bei deren Empfang die Menschen in den unzulänglichen Räumen bis auf die Straße hinaus „Schlange“ stehen mussten. Im Wirrwarr der Inflationsjahre wurde das Stadthaus von seinem Schicksal ereilt, es brannte am 18. Mai 1922 nieder. Für wertloses Inflationsgeld wurde das Grundstück an Privatleute verkauft, die auf ihm das jetzige Haus erstehen ließen. Nicht nur die Menschen, sondern auch leblose Gebäude gehen ihren Schicksalsweg. Vieles ließe sich von dem Hause Nr. 53 berichten, dem am 3. August 1904 abgebrannten Rathaus, das lange im Volke immer noch als „onse Rothus“ weiterlebte. Das älteste Rathaus wurde mit dem gesamten Stadtarchiv 1636 bei dem großen Brande im dreißigjährigen Krieg vollständig vernichtet. Die Geschichte des Rathauses ist die Geschichte der Stadt, und eine solche Schilderung würde hier zu umfangreich werden.  Im Krieg durch Bombentreffen vernichtet wurden das Haus Nr.: 28  –  obgleich nach dem Krieg sofort wieder aufgebaut und als Sparkasse genutzt, Haus Nr,: 55 „Hotel Wagner“ und Haus Nr.:57.

Friedrichsplatz

An die Hauptstraße schließt sich der Friedrichsplatz an mit den Hausnummern 1–24. Es sind jedoch nicht alle Hausgrundstücke vorhanden. 
In den ältesten Urkunden und damals noch im Volksmunde heißt die Stätte „Auf dem Sand“ („Uff’n Sann“). Diese alten Ortsbezeichnungen sind für die Ortsgeschichte wertvolles Material, denn deren Deutungen geben oftmals Aufschluss über das vermutliche Alter des Ortes oder über Vorgänge aus alten Zeiten. Die alte Schreibweise „uff’n Sann“ stammt vom den althochdeutschen „uffan sant“ aus der Zeit vom sechsten bis zum Ende des 11. Jahrhunderts. Nach der Sage wurde Friedrichroda 1044 gegründet. Diese Jahreszahl fällt in die Zeitdauer der alten Schreibweise, aber der Ort ist wahrscheinlich viel älter. Aus der Schreibweise und mundartlichen Aussprache ist zu entnehmen, dass diese Stätte kein wirklicher Sandplatz war, sondern man hat nur ab und zu dort Sand gestreut. Wahrscheinlich wurde in alten Zeiten bei besonderen Anlässen, bei Volks- und Wehrspielen ein besonderer Sandplatz geschaffen. Mit den beiderseits zurückstehenden Häuserreihen haben die Erbauer dem Platze eine größere Ausdehnung geben wollen. Daraus ist zu schließen, dass der Platz früher für größere Volksansammlungen benötigt wurde. Zwischen den beiden Reihen der Kastanienbäume floss offener Wassergraben, der anfangs 1900 mit Platten überdeckt worden ist. Ein großer Kastanienbaum ist an der Schilfwasserbrücke ist noch erhalten und wurde aufwendig saniert.  Bis zu dieser Überdeckung befand sich vor den Häusern Nr. 17 und 19 ein typischer Friedrichrodaer Bleichplatz.  Durch Friedrichroda über den Friedrichsplatz führte direkt der Hauptstraßenverkehr unseres Ortes. Einst die Reichsstraße 88, dann Fernverkehrsstraße 88 und schließlich die Bundesstraße 88. Im Sinne einer für den Kurort verträglichen Ruhe wurde der Verkehr seit einigen Jahren umgeleitet, der Friedrichsplatz als beruhigte Straße aufwendig umgestaltet. Leider finden hier nicht mehr die 2 Jahrmärkte statt, von denen unsere Vorfahren mit Freude berichteten.

Von den Häusern am Friedrichsplatz wären zu erwähnen das Haus Nr. 12, mit seinem Garten ein typisches Alt-Friedrichrodaer Bleicherhaus, und das Haus Nr. 4. In diesem Hause „off d’n HüG“ befand sich bereits um die Mitte des 17. Jahrhunderts die „Badestube“. Das Grundstück war damals städtisches Eigentum und wurde an einen Bader (Barbier) verpachtet. Mit dem Manne wurde städtischerseits ein Vertrag abgeschlossen, in dem festgelegt wurde, dass er Bäder verabreichen musste, Kranke kurieren und die billigste Friedrichrodaer vorschriftsmäßig schröpfen und „zur Ader lassen“ sollte.

Bahnhofstraße


Vom Friedrichsplatz führen in östlicher Richtung zwei Hauptstraßen durch den Ort nach dem Stadtausgang. Die Straße auf der Südseite führt den Namen Friedrichstraße und die nordwärts gelegene Straße heißt Bahnhofstraße. Keine Straße unserer Stadt hat ihren Namen so oftmals geändert wie die Bahnhofstraße. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts hieß sie „Töpfergasse“, später „Lange Gasse“, bis ca. 1900 „Ernstrodaerstraße“ und dann „Bahnhofstraße“ (Boanhofschtroose). Im Volksmunde führt die Straße seit alten Zeiten bis heute den Namen „Im Oengernland“ (Im Unterland). Im Jahre 1791 standen in der Bahnhofstraße 21 Häuser, Die Bahnhofstraße war seit jeher ein Schmerzenskind des Stadtrates. Durch Grundwasser war die Straße stets feucht und schlammig. Anfangs 1930 bekam die Straße einen Teerdeckenüberzug und seitdem sind die Straßenverhältnisse in Ordnung. Im Hause Nr. 22 befand sich eine Geschäftsstelle des Arbeitsamtes Gotha. In den 1920er Jahren standen vor diesem Gebäude bei Wind und Wetter Arbeitslose mit der Stempelkarte in der Hand. Auf dem Grundstück Nr. 25 steht das im Jahre 1933 seitens der Stadt Friedrichroda erbaute Feuerwehr- und Sanitäts-Depot. Mit diesem Bau wurde ein lang ersehntes Unterkommen für Feuerwehr und Sanitätsbereitschaften geschaffen. Es wurde 1993 vollständig umgebaut und erweitert. Im Hause 33 befand sich bis kurz vor dem 1. Weltkriege eine „Chausseegeldhebestelle“ mit dem „Schlagbaum“, jedes von auswärts ankommende Fahrzeug musste hier einen kleinen Geldbetrag entrichten. Der Kraftwagenverkehr machte dem Schlagbaumidyll ein Ende.

Nach der Wende von 1989 wurde deutlich, dass zahlreiche Straßen in Friedrichroda in einem äußerst schlechten Zustand waren und dringend saniert werden mussten. Als erste erhielt die Bahnhofstraße eine vollständige Erneuerung vom Friedrichsplatz bis zur Marienstraße. Von 1991 bis 1993 wurde sie grundhaft ausgebaut – einschließlich neuer Baumpflanzungen.

Die Straßengegend unterhalb des Hauses 35 führt im Grundbuche die Bezeichnung „An der Zollltafel“. Diese Bezeichnung hängt mit dem Schlagbaum zusammen und stammt aus der Zeit des Zollumwesens der deutschen Kleinstaaterei, einer Zeit in der z.B. der Friedrichrodaer die Städte Gotha, Eisenach, Erfurt, und fast jedes in nächster Nähe gelegene Dorf als „Ausland“ bezeichnete. Auf dem Grundstück 36a befand sich der Fabrikationsbetrieb C.P. Ortlepp, in dem Baumschwamm-Luxusgegenstände hergestellt wurden. Die Bahnhofsgegend wurde zunehmend ein kleines Industriegebiet. Es entstanden dort die EKA-Werke als Hersteller von Büromöbeln mit den in dieser Zeit sehr modischen rollbaren Jalousietüren. Es war damals der größte Betrieb des Ortes der 150 Leute beschäftigt. Nach dem Krieg dann als VEB Möbelwerk Friedrichroda als Hersteller von Schlafzimmermöbeln. Gleich daneben wurde in dieser Zeit die Kunststoffverarbeitung für Besenborsten aufgebaut. VEB Elaston – weltbekannt dann durch die Erfindung und Produktion von Skisprungmatten. Heute ist alles dies verschwunden, denn wir kaufen heutzutage dort unsere Lebensmittel im EDEKA und Lidl Markt.

Die Nummer 55 führt der Bahnhof Friedrichroda, der im Jahre 1895 erbaut wurde. Die Geschichte der Eisenbahn folgt bei der Beschreibung des Bahnhofes Reinhardsbrunn. Unter Nr. 55a findet sich die städtische Gasanstalt, deren Betrieb schon nach kurzer Zeit durch den Anschluss ans Ferngasnetz stillgelegt wurde. Später genutzt als Keramikfabrik Höhler und heute Reiterhof.  Weitab von den letzten Häusern der Bahnhofstrasse liegt am Fuß des Dachsbberges die Dammühle (Haus der Stille) in früheren Zeiten Steinforstmühle genannt. Diese Mühle ist der letzte Überrest des im Dreißigjährigen Kriege zerstörten Dorfes Steinforst. In alten Zeiten stand an der Bahnhofstrasse unterhalb der Stadt (im Volksmunde: an der Gothschen Schossee) das einsam gelegene Haus „Der Sichen- oder Sonderhof“, ein Asyl für Aussätzige und Testkranke aus der Stadt Friedrichroda. Im Jahre 1595 war dieses Haus sehr baufällig geworden. Der Rat der Stadt richtete ein Bittgesuch an den Herzog mit dem Ersuchen um Erlasseng der Waldmiete (Holzpreis) für das Bauholz, das bei der Renovierung des Hauses benötigt wurde. In dem Schreiben heißt es: „Das Haus vor arme, aussätzige und gebrechliche Leute erbaut, nunmehr aber ganz alt und baufällig sei. Insgesamt haben die Sonderleute jede Person wöchentlich aus dem Kirchkasten 9 Pfennige bekommen. Das Brot, welches das Hospitalweib alle Sonntage gesammelt, ist in gleiche Teile unter sie verteilt worden. Auf Heil. 3 Könige, wie auch auf 2 Jahrmärkte sind sie in Person zu Friedrichroda umgegangen und haben Almosen gesammelt. Ingleichen wurde jeder Person 1 Groschen auf die 3 Hauptfeste gegeben.“
Anno 1698 wurde das Gebäude abgerissen und die Abbruchmaterialien für 25 Gulden an Balthasar Popp in Rödichen verkauft. Die Flurbezeichnung führt heute noch der dort gelegene Flurteil den Namen „Am Sichenborn“ Es ist die Gegend an der Straße zwischen ESSO-Tankstelle und Wohnmobilbahnhof.

Lindenstraße

An der sogenannten Zollltafel, heute im Kreisverkehr zweigt die Straße von der Bahnhofstraße ab und führt in westlicher Richtung stadteinwärts. Diese Straße führte den Namen „Lindenstraße“, weil sie beiderseitig mit Lindenbäumen bepflanzt ist. Der Straßenzug wurde erst in den 1860er Jahren angelegt. In früheren Zeiten war es lediglich nur ein schmaler Feldweg, den man in seinem oberen Teile „den Weg hinter der Struth“ nannte. Bis in die 1890er Jahre floss durch die Straße ein Wassergraben, der von den Abwässern der Bergwerke am Wolfstieg und dem Endershöfer-Stollen gespeist wurde. Bei Erdarbeiten finden sich auf der Süd-Straßenseite noch die Reste des alten, ausgemauerten Wassergrabens. In der Lindenstraße waren 57 Häuser erbaut worden mit den Nummern 1–89. Das Haus Nr.: 7 war ein Schulgebäude, das im Jahre 1867 erbaut und am 20. Mai 1868 feierlich eingeweiht wurde. Heute der große Parkplatz an der Kirche. Nach wenigen Jahren war die Schule wieder zu klein und man baute weitere Schulräume an, deren Einweihung am 15. November 1875 erfolgte. In dem Gebäude befand sich heute Volks- und Hilfsschule, Bürgerschule, die später zur Real- und Oberschule. Im Krieg stark beschädigt aber die verbliebene westliche Hälfte des Hauses diente nach dem Krieg weiterhin als Schule bzw. Schulleitung. Im Jahre 1939 ist auf dem Schulplatze eine neuzeitliche Tankstelle für Kraftwagen errichtet worden. Erster Pächter war Max Barth.  Am 1. April 1901 eingeweiht, das Reichspostamt im Hausgrundstück Nr. 4. Heute ein trauriger Anblick. Über die Anfänge des Postwesens in Friedrichroda ist bereits im Abschnitt „Hauptstraße“ berichtet worden. Zwischen den Grundstücken 26 und 28 führt die Merbachgasse als Verbindungsweg nach der Bahnhofstraße. Sie bekam ihren Namen nach den beiden Familien Merbach, an der Wegabzweigung wohnen. An dieser Ecke entwickelte sich aus einer kleinen Tischlerei die Möbelfabrik Marx. Heute umgebaut zum Seniorenheim Lindenhof. Das eigentliche Hotel „Lindenhof“ später Erholungsheim „Roter Stern“ war das Haus Nr.: 22.  Die Lindenstraße wurde in den letzten Jahren stetig zur Entlastung des Innenstadtverkehrs ausgebaut und es läuft, unterstützt durch Bau beider Kreisverkehr Anlagen an der Reinhardsbrunner- und Marienstraße der Bundesstraße 88, reibungslos.

August-Eckardt-Straße / Struthgasse

Südwärts verläuft parallel mit der Lindenstraße die August-Eckardt-Straße, die bei der im Krieg ausgebombten und nicht wieder aufgebauten Bäckerei Wohlfahrt, Lindenstraße 20 abzweigt. Sie führt ihren Namen zum Andenken an den langjährigen Vorsitzenden der Städt. Kurverwaltung August Eckardt. Seit den ältesten Zeiten hieß diese Straße „Struth“ („Schroth“). Der Name „Struth“ bedeutet ein Gebüsch, ein Waldgestrüpp, Buschwald oder auch eine Sumpfgegend. Die Struth ist eine der ältesten Straßen unserer Stadt. Die ersten Häuser sind wahrscheinlich in jenen Zeiten gebaut worden, in denen hier die mit Gestrüpp und Buschwald bewachsenen Ausläufer des Kloster- und Reinhardsberges zu finden waren. Robuste Menschen müssen früher hier gewohnt haben und die Struthbewohner standen nicht in besonders gutem Rufe. Bis um die Jahrhundertwende hatte sich seit Generationen die Redensart erhalten: „Hütet euch vor den Struthnern.“

Im Dreißigjährigen Kriege soll in dieser Straße zuerst die Pest ausgebrochen sein. Nach der damaligen Ansicht verbreitete sich diese furchtbare Krankheit durch giftige Nebel, die sich in die Häuser legten und die Menschen krank machten. Fürsorglich nagelte man deshalb damals den Straßeneingang an der Marktstraße mit Brettern zu, um den Pestschwaden den Zugang zum übrigen Ortsteil zu verwehren. Diese Schutzmaßnahme hatte freilich keinen Erfolg, denn es starben damals in Friedrichroda viele Menschen an der Pest. Im Jahre 1807 brach in der Struth ein großer Brand aus, dem die Häuser der südlichen Straßenseite von der Ecke Struthgasse bis zum Hotel Gerth in der Marktstraße zum Opfer fielen. Das Haus Nr. 22 war früher das städtische Armenhaus und ist anfangs 1900 abgebrochen worden. Der Grund und Boden wurde an den Besitzer des Hauses Struthgasse 5 verkauft. Die Haus-Nr.: 2a führt die in den Jahren 1903–1904 erbaute katholische Kirche. Vorher befand sich auf dem Grundstück eine Gärtnerei. Der Bericht über die Anfänge der katholischen Kirchengemeinde befindet sich bei der Beschreibung der Marktstraße Haus Nr.: 8. Im Hause 12 befindet sich die Geschäftsstelle der Gas- und Stromversorgung G.m.b.H. Friedrichroda. Dieses Haus war ursprünglich ein im Privathand befindliches Elektrizitätswerk, das die Stadt Friedrichroda seit 1895 mit elektrischem Licht versorgte.  Dazu folgender Einwurf aus der Friedrichrodaer Zeitung: 

Auszug aus der Friedrichrodaer Zeitung vom 1.12.1894:

„Ihr lieben Nachbaren, Wäsch­er und Bleicher, ich muß Euch wissen thun, daß bereits das Massengrab ausgeschaufelt wird, wo die Wäscherei und Bleiche­rei und auch die Luftkur Friedrichroda’s begraben wird. In nächster Zeit wird auch ein Denkmal darauf kommen, wo die Inschrift daran kommen kann „Hier liegt die Wäscherei und Bleiche­rei und auch die Luftkur von Friedrichroda begraben“. Es mögen dann die Gründer dieses Denkmals die Entschädigung der Nachbarn auch übernehmen. Wer hätte jemals geglaubt, daß ein solches Denkmal, welches ein so kolossales Geräusch verursacht, und Rauch und Ruß in großen Mengen auswirkt, in der Mitte der Stadt erbauen von irgend einer Behörde genehmigt würde. Auch sind wir in letzter Zeit durch die Blätter (Presse) mit viel Unwahrheiten berichtet worden.“

Ein Bürger.

Streitobjekt: Errichtung des Elektrizitäts-Werks in Friedrichroda, auf der Struth, jetzt August-Eckard-Str.

Dieses E-Werk hat auch nicht sehr lange existiert, denn auf Friedrichroda wurde bald an die Fernstromversorgung aus Breitungen angeschlossen. Das war dann ein anderes sehr leidiges Thema. Viele Häuser der August-Eckardt-Straße und Struthsgasse fielen dem Bombenangriff am 6. Februar 1945 zum Opfer. Jahrzehnte waren große Flächen an der Straße unbebaut bzw. wurden von den Stadtbetrieben genutzt. In der Rahmen des Plans zur „neuen Mitte“ wurden Häuser erbaut und zwischen den Straßen ein neuer Kinderspielplatz eingerichtet.

Die Struthgasse ist ein Verbindungsweg zwischen Lindenstraße und Friedrichplatz mit Anschluss an die August-Eckardt-Straße. Die Deutung des Wortes „Struth“ ist bereits unter „August-Eckardt-Straße“ angeführt worden. Ein Eckhaus Lindenstraße / Struthgasse, ist im Jahre 1865 abgebrannt und nicht wieder aufgebaut worden.

Max-Küstner-Straße

Die Max-Küstner-Straße zweigt zwischen den Häusern 47 und 49 von der Lindenstraße ab. Ursprünglich war es ein schlechter Fahrweg, der nach Rödichen führte. Im Volksmunde nannte man die Straße „der Röd`scher Wag.“  Nach der am 10. März 1876 erfolgten Einweihung des neuen Friedhofes nannte man jahrelang den Weg „Friedhofsweg“. Er blieb aber immer noch der schlechte Feldweg, der bei Regenwetter kaum zu passieren war. Um den armen Erwerbslosen eine kleine Verdienstmöglichkeit zu schaffen, wurde im Jahre 1920 mit dem notwendigen Ausbau der Straße begonnen. Am 21. Juli 1925 bekam die Straße ihren jetzigen Namen „Max-Küstner-Straße“, eine wohlverdiente Ehrung des Friedrichrodaer Bürgermeisters Max Küstner. Sein Werk ist die Schaffung des am 16. Juni 1910 eingeweihten städtischen Krankenhauses, Max-Küstner-Straße 1 – heute unser Kindergarten.

Im Jahre 1940 standen an der Straße einschließlich des Krankenhauses nur 3 Häuser mit den Hausnummern 1, 3 und 7. Viel geändert hatte sich daran bis 1973 nichts. Es gab einen kleinen Fahrweg, genannt Apfelallee vom Bahnübergang bis zur Trauerhalle am Friedhof. Sonst zwischen Bahndamm, Max-Küstner-Straße, Gaswerk und Friedhof nur Felder. 50 Jahre später lebt in diesem Areal ein Großteil der Friedrichrodaer Einwohner.  Die ersten 3 Wohnblocks entstanden im Jahr 1974 und wer hoffte damit wäre die Wohnungsnot zu Ende kann kaum glauben wie viele Leute heute im „Neubaugebiet“ der Max-Küstner-Straße, Bebraer-Straße und Am Schwarzbach ihre Adresse haben.

Buschmannstraße

Der ehemalige Teil der Max-Küstner-Straße von der Lindenstraße bis zur Bahnbrücke heißt seit einigen Jahren Buschmannstraße nach dem Erfinder der Mundharmonika.  Früher nur Gartengrundstücke auf beiden Seiten, doch später stark frequentiert als dort Friedrichrodas erste Kaufhalle der HO entstand. Damit verlagerte sich Geschäftsleben raus aus der Innenstadt. Ab den 1990er Jahren konnten die begehrten Grundstücke alle mit Einfamilienhäusern bebaut werden.

Karlsstraße

Mit der Buschmannstraße zweigt die Karlsstraße von der Lindenstraße ab und führt nordwärts zum Reinhardsberg hinauf. An diesem ursprünglich alten Hohlweg, „der Schlag“ genannt, baute in den 1880er Jahren der Zimmermeister und langjährige Friedrichrodaer Senator Karl Klein das erste Wohnhaus. Nach seinem Vornamen wurde die Straße „Karl-Straße“ genannt. Lange Jahre war und blieb es ein schlechter Fahrweg, der in seinem unteren Teile nur auf der westlichen Seite mit Häusern bebaut war. Im Jahre 1911 wurde der untere Straßen­teil bis zur Alexandrinenstraße ausgebaut. Im gleichen Jahre baute man die ersten Häuser am oberen Straßenteil und während der Jahre 1918–1919 erhielt die obere Straße unter den damals schwierigen Kriegsverhältnissen ihre heutige Gestalt. Die Straße ist seit 1938 lückenlos mit Wohnhäusern bebaut.

Goethestraße

Friedrichroda hatte sich in den letzten Jahrzehnten der Jahre 1800 baulich sehr entwickelt und es fehlten schließlich anfangs 1900 geeignete Bauplätze. Nur unter oftmals sehr schwierigen Verhandlungen konnte ein Baulustiger von meistenteils mehreren Grundstücksbesitzern einen Bauplatz erwerben. Unter dem Drucke dieser auf die Dauer unhaltbaren Verhältnisse entstand unter Leitung von Bürgermeister Max Küstner der Bebauungsplanentwurf Friedrichroda, Baublock Reinhardsberg und Baublock Körnberg. Die Richtlinien für die Bebauung wurden festgelegt in einem „Ortstatut zur Ausführung der Bauordnung vom 22. März 1911“. Zuerst wurde der Baublock Reinhardsberg in Angriff genommen. Auf dem Wege der Enteignung kaufte die Stadtverwaltung sämtliche Feldgrundstücke oberhalb der Max-Küstner-Straße. Durch den Krieg unterblieb der Ausbau der projektierten Straßenzüge und der Anbau von Häusern. Im Jahre 1929 baute Herr Hilfsschulleiter Volk das erste Haus, Haus-Nummer 10. –  Jahrelang stand dieses Haus allein an einem sehr schlechten Rasenweg. Erst unter Bürgermeister Baars konnte man mit vieler Mühe die erforderlichen Gelder zum Straßenbau beschaffen. Es wurden die Straßen Goethestraße und Am Reinhardsberg vollständig neu angelegt und sie sind mit ihren schmucken Häusern zu einem Schmuckstück unserer Stadt geworden.
Im Jahre 1940 stehen an der Goethestraße 10 Häuser mit den Hausnummern 2, 3, 4, 6, 7, 8, 10, 11, 12 und 14.

Am Reinhardsberg

Die Fortsetzung der Goethestraße bis zur Max-Küstner-Straße heißt: „Am Reinhardsberg“. Diese Straße wurde gemeinsam mit der Goethestraße angelegt.

Alexandrinenstraße

Im Jahre 1891 wurde mit dem Bau der Alexandrinenstraße begonnen, die parallel mit der Lindenstraße verläuft. Der damalige Stadtrat hatte wegen diesem Straßenbau manchen Strauß mit den Grundstücksbesitzern auszufechten, da dieselben ihre Feldgrundstücke nicht hergeben wollten. Die Straße beginnt an der Reinhardsbrunnerstraße und endet an der Eisenbahnbrücke der Max-Küstner-Straße. Sie führt ihren Namen zu Ehren der damaligen Herzogin Alexandrine von Sachsen-Coburg-Gotha. Unter den Einheimischen gilt die Straße als „das vornehme Viertel“, da es in den früheren Jahren höchstens an Sonntagen durchschritten wurde. Die ersten Bauten an dieser Straße waren die Häuser Nr. 12 und Nr. 14. Die Straße ist mit großen Häusern bebaut.  Im Februar 1945 brannten durch Kriegseinwirkung die nebeneinanderstehenden Villen mit den Hausnummern 3,5,7,9, und 11 ab. Ebenso das Haus Nr.: 4 direkt neben der Schule.   Haus Nr.: 2 ist die 1892 erbaute städt. Volksschule. Zwischen den Häusern Nr. 1 und Nr. 3 befinden sich die zum Kurhaus (Heute H+ Hotel) gehörigen Parkanlagen – zeitweilig Friedenspark genannt. Über 40 Jahre hieß die Alexandrinenstraße auch Karl-Marx-Straße. Vermutlich hatten damals unsere Friedrichrodaer noch einiges mit dieser Straße vor. Sie war sehr modern angelegt und die Hoffnung auf schnellen Aufbau mit modernen Häusern wäre dort gut möglich.    Es kam nicht dazu, denn die recht großen Pensionshäuser und Grundstücke bei denen vielfach die Eigentumsverhältnisse ungeklärt waren wurden zwar bewohnt, doch es fehlte vielfach an Investitionen in die Substanz. Folglich war das Erscheinungsbild in den späten 1980er Jahren sehr traurig.  Ein freundlicheres Bild ist heute sichtbar, wobei eine Grundsanierung der Straße und der Gehwege nun ansteht.

Neue Straße

Die Neue Straße ist ein Verbindungsweg zwischen Lindenstraße und jetzt Karl-Marx-Str. / Alexandrinenstraße. Sie wurde in den 1870er Jahren angelegt. Man nannte sie „Neue-Straße“, weil es in der damaligen Zeit eine Neuanlage war. Die Straße ist bebaut mit 4 Häusern mit den Hausnummern 1–4.

Gröckelweg

Vom Parkplatz an der Lindenstraße vorbei am Schulhof der Regelschule „Helene Lange“ zur Alexandrinenstraße entlang führt der Gröckelweg.  Auch als Schulgässchen bekannt.  Die Schule hat einen Erweiterungsbau erhalten, der 2011 eröffnet wurde.
Im Jahre 1935 bekam die Gasse den Namen Gröckelweg zum ehrenden Andenken an Herrn Rektor Gröckel, der an der hiesigen Volksschule von 1866–1904 tätig war. An dem Weg stand bis zum Bombenangriff 1945 die zur Schule gehörige Turnhalle, deren Erbauung im Jahre 1900 durch Spenden des Ehepaares Stüßer möglich war.

Marktstraße

Die Marktstraße mit ihren Fortsetzungen zur Reinhardsbrunnerstraße könnte man die Stadtquerachse nennen, die den Ort in einen oberen und unteren Stadtteil trennt. Die Marktstraße („Marttstohoß“) führte in den alten Zeiten den Namen „Große Kirchgasse“. Am Straßenanfange an der Hauptstraße stand früher das Rathaus mit dem davor nach der Marktstraße zu gelegenem Marktplatz. Hier begannen die Anfänge der Friedrichrodaer Wochenmärkte und hier fanden seit den 1830er Jahren bis 1900 die jährlichen 2 Jahrmärkte statt. Seit ca. 1830 mag die Straße ihren Namen „Marktstraße“ führen. Die Nachkriegszeit wurde sozialistisch und Markt war da nicht mehr zeitgemäß. Ernst-Thälmann-Straße musste sie nun heißen. Erst die Marktwirtschaft brachte uns die Marktstraße wieder zurück.

Viele geschichtliche Merkwürdigkeiten haben sich auf dem damaligen Marktplatze und in der Marktstraße zugetragen, denn vor dem Rathause spielte sich seit jeher jedes besondere Ereignis ab. Weltliches und geistliches, vornehmes und armes Volk, das auf seiner Pilgerfahrt nach dem Kloster Reinhardsbrunn hier vorbeikam, stärkte sich durch einen Schluck im Ratskeller. In den Drangsals Jahren des Dreißigjährigen Krieges schlugen wilde Kriegshorden hier ihr wüstes Lager auf. Demonstrationsversammlungen aufrührerischer Bleicher fanden statt. Im Aufruhr des Revolutionsjahres 1848 hatte hier die Bürgerwehr ihren Standort. In den späteren ruhigen Zeiten hielt an dieser Stätte mancher regierende Landesfürst seinen Einzug und wurde von den Stadtvätern ehrfurchtsvoll begrüßt. In den Jahren nach der Jahrhundertwende sah diese Straße jeden „Maifestumzug“.

Im Jahre 1791 zählte man in der Marktstraße 17 Häuser. Das Haus 1 war früher städtischer Besitz und wurde als polizeiliches Wachtlokal benutzt. Haus Nr. 2 war seit alten Zeiten „des Rats Keller“, in dem die in den Zeiten der Braugerech­tigkeit gebrauten Biere lagerten. Im Gebäude über dem Keller befand sich ein Schulraum. Nachdem das städt. Grundstück in Privathand übergegangen war, wurde es zu einem Gasthaus, das 1912 als „Hotel Gerth“ Das kleine Gasthaus wurde in recht kurzer Zeit zu einem großen stattlichen Hotel, in dem selbst Kaiser Wilhelm zu Gast war.  Nur einige Jahre später eine riesige Fläche mit Trümmern als Folge des 6. Februars 1945. Nicht nur Hotel Gerth, auch Hotel Wagner nebenan und Wohnhäuser wurden zerstört.   Trotzdem wuchs aus den Trümmerresten ein kleines Hotel Gerth mit Restaurant, später HO-Hotel Tourist. Unvergessen aber die „Palette“  eine Nachtbar mit täglich Livemusik und Tanz bis in den frühen Morgen.   Das ist heute alles verschwunden, der Platz an der Marktstraße wurde völlig neugestaltet. Mit Steakhaus „Torodoro“, Kreissparkasse und Kurverwaltung entstanden neuen Gebäude. Nur der Gedenkstein für das alte Rathaus erinnert an alte Zeiten.  Im Haus Nr.: 5 ist ein Versammlungsraum der Landeskirchlichen Gemeinschaft. Im Volksmunde heißt das Haus „die Besenbrüg“. Der Erbauer des Hauses hatte die alten Zunftbräuche nicht berücksichtigt und den Bauhandwerkern den zünftigen Richtschmaus verweigert. Dafür wurde nach altem Brauche anstatt eines geschmückten Tannenbaumes ein alter Besen am Dachfirst angebracht. Die Buchdruckerei Jac. Schmidt & Co. druckte im Hause Nr. 6 seit 1875 die Friedrichrodaer Zeitung. Obwohl sich in den 150 Jahren die Drucktechnologie etwas änderte, Druckerei Schoeter findet man weiterhin hier.  Im Hause Nr. 7 befindet sich auch heute noch die Hofapotheke. Eine Marktstraße braucht sicher einen Bäcker und einen Fleischer. Hatten die Innungen in Friedrichroda derer zahlreiche Betriebe verbleiben uns heute nur Bäckerei Reinke und Fleischerei Gürtler vor Ort.  Vom Jahre 1869 bis zur Erbauung der Katholischen Kirche wurde der katholische Gottesdienst im Hause Nr. 8 abgehalten. Das Grundstück gehörte damals dem Kaufmann Walther aus Erfurt. Er schenkte dann Grund und Boden zum Bau der jetzigen Kirche, förderte durch finanzielle Unterstützung den Kirchenbau und wurde somit der Gründer der hiesigen katholischen Kirche. Das bereits unter August-Eckardt-Straße erwähnte große Brandunglück des Jahres 1807 vernichtete damals die Häuserreihe von heutigem Hotel Gerth bis zur Ecke August-Eckardt-Straße.

Herzog-Ernst-Platz, Platz der Jungen Pioniere heute inoffiziell Kirchplatz

Einst „Herzog-Ernst-Platz“, genannt zu Ehren des bekannten Herzog Ernst von Coburg-Gotha. Im Jahre 1791 standen hier 21 Häuser.  Früher hieß der Platz „Auf der Schwemme“ (Off d’r Schwemm), weil sich hier ein kleiner Teich befand, die Schwemme genannt, die im Jahre 1878 auf herzoglichen Wunsch zugefüllt wurde. Der im Jahre 1875 gegründete Verschönerungsverein Friedrichroda schuf 1890 aus eigenen Mitteln eine Garten Anlage mit Rosenspalier und Springbrunnen. Früher war die Kirche mit ihrem alten Friedhofe mit einer Mauer umgeben. An dieser Mauer standen an der Kirchturmseite das Spritzenhaus, das Barth’sche Wohnhaus und das Beinhaus. Vor den Häusern der Kirche gegenüber befanden sich Vorgärten.  Den Abschluss des Platzes bildete früher das Stadttor.  Im Jahre 1885 wurde die Kirchhofmauer mit dem Spritzenhaus, Barth’schem Wohnhause und dem Beinhause abgerissen. Der alte Friedhof wurde eingeebnet und der Platz bekam nunmehr ein freundlicheres Aussehen. Die evangelische Kirche Stankt Blasius, erbaut ab 1511 bis 1538 inmitten viele großer Bäume. Der Haupteingang der Kirche war bis in den frühen 1930er Jahre von der Südseite.  Nebenan wurde eines der 2 Pfarrhäuser restauriert und ein Gemeindesaal angebaut. Früher gehörte dieses Haus der Stadt, war zeitweilig auch Schule und Kurverwaltung. Der Volksmund nannte das Gebäude: „die alte Schule“.  Ein weiteres Pfarrhaus daneben wurde im Jahre 1825 erbaut ist heute im Privatbesitz.

Kirchgasse.

Die Kirchgasse (Kerchgass) zweigt vom Kirchplatz ab. Diese nach der Hauptstraße führende Gasse war stets von starkem Passantenverkehr belebt, in den das „hindernisvolle“ Merbach’sche Haus nicht mehr passt – so schrieb man vor über 80 Jahren. Daran hat sich nichts geändert, da sie nun zur Fußgängerzone gehört.  Die Innenstadt ist zeitgemäß verkehrsberuhigt, oftmals leider viel zu ruhig und an den leeren Ladengeschäften sieht man den Wandel der Verkaufskultur. Früher hieß der Weg im Gegensatz zur „Großen Kirchgasse (Marktstraße)“ die „kleine Kirchgasse“. Bis in die 1890er Jahre war es ein durch Gärten führender schmaler Weg, der kaum 1 Meter breit war.
An der Gasse stehen heute 7 Häuser mit den Hausnummern 1–5, 7 und 9. Im Hause Nr. 5 befand sich das Manufakturwarengeschäft „Wenige“. Die Inhaberin war die letzte Überlebende der alten Friedrichrodaer Bleichwaren-Großhändler-Familie Wenige.

Reinhardsbrunnerstraße.

Am neuen Kreisverkehr beginnt die Reinhardsbrunnerstraße. Vor über 100 Jahren im Volksmund auch „Am Klosterberg“ (An Klueserberg) genannt. Bis zum Jahre 1831 stand am Straßenanfange zwischen den Häusern Herzog-Ernst-Platz 1 und 16 das Friedrichrodaer Stadttor. Dasselbe wurde beim Bau der Reinhardsbrunnerstraße am 31. Oktober 1831 abgerissen.  Nach dem alten Stadtplan von 1791 standen vor dem Tore nur 3 Häuser, genannt „die 3 Häuser vor dem Tore“. Eines dieser Häuser war das Hospital (Spittel), das wegen seiner Baufälligkeit 1825 abgerissen wurde. Die Reinhardsbrunnerstraße war früher ein schlechter Hohlweg, der ziemlich steil über die Höhe des Klosterberges hinwegführte. Erst beim Straßenbau 1831 entstand der Bergeinschnitt am oberen Straßenteil. Nach Fertigstellung der Straße begann der Häuseranbau. Eines der ältesten Häuser wird das Haus Nr. 13 sein, in dem der erste Kurgast Friedrich Perthes wohnte. Es wurde 2024 wegen Baufälligkeit abgerissen.  Eine Gedenktafel an dem Hause, sie ist erhalten geblieben, berichtete „Friedrich Perthes aus Gotha zog am 22. Juli 1837 als erster Kurgast in dieses Haus.“  Die Reinhardsbrunnerstraße ist ein Kuriosum, denn sie besteht aus mehreren Straßen, schwer zu erklären, weil die Zufahren zu Häusern, Krankenhaus oder Hotels des Reinhards- /Klosterberges einbezogen sind.  Dazu gehörte das „Städtische Kurhaus“.  Das Erbauungsjahr des ältesten Hauses an dieser Stelle, genannt „Felsenkeller“, ist nicht festzustellen. Im Jahre 1860 wurde der alte Felsenkeller von dem Gastwirt Eckardt umgebaut. Durch verschiedene An– und Umbauten der folgenden Jahre wurde das Gebäude zum „Kurhaus“. In der Nacht vom 10. Juni 1893 brannte das von Kurgästen vollbesetzte Kurhaus bis auf die Grundmauern nieder. Alle Löschungsversuche scheiterten an dem in jedem Sommer eintretenden Wassermangel unserer Stadt. Bereits am 16. Juni 1894 konnte
ein neuerbautes Kurhaus feierlich eingeweiht werden. Im Jahre 1926 kam das
Kurhaus in städtischen Besitz und wurde durch umfangreiche Umbauten erweitert und modernisiert.  Im April 1945 besetzte die US-Army Friedrichroda. Infolge laufender Kampfhandlungen geriet das als Lazarett genutzte Kurhaus in Brand. Eingelagerte Munition führte zu einer Explosion und somit zur vollständigen Zerstörung.  Für Friedrichrodas Zukunft war es lebenswichtig das auf diesem wunderbaren Platz im Jahr 1954 ein neues Feriendomizil, der Neubau des FDGB Ferienheim „Walter Ulbricht“ eröffnet werden konnte. Dieses Haus steht noch heute, erweitert und verschönert das H+ Hotel. Vom Kurhausplatz führt über die Reinhardsbrunnerstraße die am 27. August 1879 eingeweihte „Seebachbrücke“. Die Brücke führt ihren Namen zum Andenken an den gothaischen Staatsminister Camillo von Seebach, der am Perthesweg seinen Sommerwohnsitz hatte. Die Villa stand dort bis 1934. Heute der Platz unseres Springbrunnens im Park.

Reinhardsbrunn.

Das Schloß Reinhardsbrunn, das Schloßparkhotel Reinhardsbrunn und der
Bahnhof Reinhardsbrunn gehören zur Gemeinde Friedrichroda, während die
Klostermühle nach Schnepfenthal-Rödichen eingemeindet ist. Über das Schloß
Reinhardsbrunn und seine Vorgeschichte bestehen viele Beschreibungen, daß sich eine weitere Schilderung erübrigt. Der Bahnhof Reinhardsbrunn wurde im Jahre 1894 erbaut. Oberhalb dieses Bahnhofes steht ein älteres Gebäude, der sogenannte „Alte Bahnhof“, er–
baut 1876. Nach der Umwandlung der von 1849 und 1875 bestehenden Pferdebahn Fröttstädt–Waltershausen in eine Eisenbahn wurde diese Bahn dann bis zum „Alten Bahnhof“ weitergeführt und am 2. Juli 1876 dem Verkehr übergeben. Nach dem am 30. Oktober 1894 erfolgten Durchbruch des Reinhardsbergtunnels wurde die Bahnlinie nach Friedrichroda und später, 1896, nach Georgenthal weitergeführt. Damit wurde der alte Bahnhof außer Betrieb gesetzt, er wird seitdem als Wohngebäude für Bahnbeamte benutzt. Das Gebäude stand jahrelang leer und wurde 2025 abgerissen.  Dem Bahnhof
Reinhardsbrunn gegenüber befindet sich die Haltestelle Reinhardsbrunn der
am 17. Juni 1929 eröffneten Thüringer Waldbahn. Oberhalb des Alten Bahnhofes, dort, wo die Reinhardsbrunnerstraße den Schienenstrang der Thüringer Waldbahn kreuzt, stand bis 1937 ein einstöckiges Förstergehöft, das früher den Reinhardsbrunner Fohlenwärtern als Wohn– und Wachthaus diente. Der Abriss des zur Verkehrsgefahr gewordenen Hauses
war im starken Straßenverkehr zur Notwendigkeit geworden.  Erst dann die sanfte Überwindung der Steigung zwischen Waldbahnübergang und Seebachsbrücke mit 180 Grad Kurve, anschließend der eingeschnittene schmalen Eingang zwischen Natursteinmauern. Eindrucksvoller kann eine Kurorteinfahrt nicht sein. Das ist unsere Reinhardsbrunner-Straße, hier als Bundesstraße 88. Der Blick direkt angezogen vom 600 m hohe Bergmassiv des Körnbergs. An der Straße stand einst das Hotel Thüringen Wald, umgebaut später zum Sanatorium, Lazarett, Lungenheilanstalt, Krankenhaus, dann in der Substanz abgerissen und neu aufgebaut füllt es den Straßenbogen voll aus. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite nahtloser Anschluss an den Kurpark, die Wiesen vom „Breitensee“ dahinter der Sportplatz und das Schwimmbad. Nun schon Jahr 90 Jahre geworden. Es wurde 1934/35 mit einem Kostenaufwand von ca. 74 000.– RM erbaute und am 14. Juli 1935 seiner Bestimmung übergeben.   Schon damals als modernes Sport Schwimmbad konzipiert und so wunderbar gelegen ist es zu einem Anziehungspunkt geworden für alle Badegelüste der engeren und weiteren Umgebung Friedrichroda’s.  Der städtische Sportplatz ist in den furchtbaren Jahren der Arbeitslosigkeit entstanden. Im Jahre 1926 war die Zahl der Erwerbslosen derart angewachsen, daß die Stadt Friedrichroda für den Winter 1926/1927
40 000.– RM Unterstützungsgelder aus eigenen Mitteln benötigt hätte. Für diese enorme Summe war keine Gegenleistung seitens der Unterstützten zu erwarten. Dieser Umstand stellte den damaligen Stadtrat vor die Wahl, diese Gelder nutzlos auszugeben oder für die Arbeiten am Sportplatz zu verwenden, der seit längerer Zeit mit einem Voranschlag von 90.000.– RM geplant war. Wurde dieser Platz im Wege der Arbeitslosenbeschäftigung gebaut, dann betrug der städtische Anteil an den Baukosten nur 34 000.– M, während die restlichen 56 000.– M der Staat nach den damaligen gesetzlichen Bestimmungen übernehmen musste. Am 8.7.1926 genehmigte das Stadtverordneten–Kollegium den Städtischen Kostenanteil. Der Betrag von 34 000.– M stand jedoch aus eigenen Mitteln nicht zur Verfü­gung und so wurde in einer Stadtratssitzung am 26. August 1926 für den Sport­-
platz und andere dringende städtische Arbeiten die Aufnahme einer Anleihe von 150 000.– RM beschlossen. Am 11. Oktober 1926 begannen die umfangreichen Erdarbeiten. Nachdem in der Folgezeit noch manche Schwierigkeiten zu über­winden waren und die Arbeiten oftmals eingestellt werden mussten, konnte doch schließlich der fertiggestellte Sportplatz am 18. August 1930 eingeweiht werden.

Der Grund und Boden von Schwimmbad und Sportplatz war Eigentum der Herzog­lichen Verwaltung und blieb es auch, trotzdem die Stadt Baulichkeiten vorge­nommen hatte und die Plätze in ausschließlicher Benutzung der Stadt waren. Erst im Jahre 1939 wurden im Zuge eines größeren Geländeaustausches die bei­den Plätze Eigentum der Stadt.

Perthesweg.

Der Perthesweg führt von der Seebachbrücke nach der Schweizerstraße und dem Kurpark–Park. Verbunden mit dem Park und heute darin komplett integriert ist er bebaut mit den Häusern Nr. 2, 4 und 8 die sämtlich in den 1890er Jahren entstanden sind. Im Hause Nr. 2 befand sich die Reichsanstalt und Forschungsstelle des Wetterdienstes. Der Weg und
der am im Jahre 1888 angelegte Perthesplatz führen ihren Namen zum An­denken an den ersten Kurgast Friedrich Perthes. Im Jahre 1937 feierte Friedrichroda sein 100jähriges Jubiläum als Kurort. Bei dieser Gelegenheit wurde auf dem Perthesplatz in einer Perthes–Gedenkstunde am Gedenkstein eine Plakette unseres ersten Kurgastes enthüllt.

Wilhelmstraße.

Parallel mit dem Perthesweg verläuft die Wilhelmstraße von der Reinhards­brunnerstraße nach der Schweizerstraße. Die Deutung ihres Namens ist zweifel­haft. Entweder heißt sie Wilhelmstraße, weil sie am Wilhelmplatz vorbeiführt, oder man nannte sie so nach dem Vornamen des Rats Wilhelm Sparr, dem Erbauer des Hotels Herzog Alfred. Die ältesten Häuser an dieser Straße entstanden in den 1860er Jahren und der damalige schmale Feldweg bekam seine heutige Ge­stalt in den 1870er Jahren. Trotzdem bekam die Straße erst in den späten 1970er Jahren eine Bitumenoberfläche. Heute gepflastert, saniert und mit Absicht verkehrsberuhigt ist sie für den innerstädtischen Verkehr so wichtig wie noch nie.    

Wilhelmplatz oder Platz der OdF (Opfer des Faschismus) oder Keilsplatz

An der Reinhardsbrunnerstraße befinden sich die Anlagen des Platzes. Seit den frühesten Zeiten war dieser sonnige Rasenplatz mit seinem Laufbrunnen ein städtischer Bleichplatz, der an einzelne Bleicher verpachtet wurde. Noch bis vor wenigen Jahren nannten die Einheimischen den Wilhelms­platz „Die Bleiche vor dem Tor“ (De Bleich vör d’n Tur)
Nach Einstellung der Beerdigungen auf dem Friedhof an der Kirche wurde am oberen Teil des Platzes an der Wilhelmstraße ein neuer Friedhof angelegt. Die heute auf dem Platze stehenden Trauereschen stammen noch aus jener Zeit.

Auf der Bleiche beginnt eine schaurige Geschichte, von der die alten Friedrichrodaer jahrzehntelang erzählten. Die Armee des Franzosenkaisers Napoleon war im Jahre 1813 vernichtend geschlagen worden. Das geschlagene, zerstreute und führerlose Heer der Franzosen fürchtete den Zorn des von ih­nen oftmals mißhandelten deutschen Volkes. In kleinen Trupps zogen die mut­losen Franzosen auf einsamen und versteckten Wegen nach ihrer Heimat. Ein solcher Trupp lagerte im Oktober des Jahres 1813 auf der Bleiche vor dem
Tore. Die Bleicher wollten gegen die Beschädigung ihres Bleichrasens Ein­spruch erheben, aber die wilden welschen Flüche und das Lockern der Franzo­sensäbel machte die Beschwerdeführer schnell stumm. Die Franzosen führten einen Wagen mit sich, den sie ständig bewachten. Nach der Meinung des neu­gierigen Friedrichrodaer Volkes sollte dieses Gefährt eine noch wohlgefüll­te Kriegskasse enthalten. Die Franzosen fürchteten den Übergang und weiteren Weg durch den unwegsamen Thüringer Wald und sie suchten deshalb nach einem Führer, der sie gegen gute Bezahlung auf sicheren Wegen durch das Gebirge leiten konnte und wollte. Viele Friedrichrodaer Männer lehnten diese Zumu­tung als Verrat am Vaterlande ab. Schließlich lockte doch das leicht zu ver­dienende Geld und die Franzosen fanden zwei Führer, von denen der eine ein übelbeleumundeter Bursche war. Am Mittwoch zogen die Soldaten ab und in der Nacht zum Sonntag kehrten die beiden Führer zurück. Von dieser Stunde ab trat im Leben der beiden Männer eine gründliche Änderung ein, denn sie waren anscheinend über Nacht reiche Leute geworden. Bald erzählte man im ganzen Ort, die beiden Männer hätten die Franzosen ermordet und dann die Kriegs­kasse geraubt. Nach Jahren erzählte einer der beiden Führer, er habe den
auf dem Rennstieg die Franzosen mit einem selbstgebrauten starken Grog in so festen Schlaf versetzt, daß man ihnen ungehindert die Kriegskasse abneh­men konnte. Recht geglaubt hat man aber diese Erzählung niemals. Unrecht Gut gedeihet nicht und einer der beiden Räuber konnte sich nur wenige Jahre seines Reichtums erfreuen. Im Jahre 1827 wurde er und seine Frau von einem Neffen ermordet, der die Leute um ein Darlehen gebeten hatte und von ihnen mit Schimpfworten abgewiesen wurde. In den 1890er Jahren wurden bei Umbau­arbeiten in ihrem Hause Hauptstraße 26 größere Geldschätze gefunden, die an­geblich von dem französischen Kriegsschatz stammen sollten. Dem anderen Franzosenführer wurden später von seinem Reichtum 9 000 Taler aus seinem Hause gestohlen. Jahrzehntelang beobachteten die alten Friedrichrodaer mit Argusaugen, wie sich Segen und Fluch jenes französischen Kriegsschatzes in den folgenden
Geschlechtern auswirkte und bemerkbar machte.

Nach dieser Abschweifung vom Wilhelmsplatz ist weiter zu berichten, daß der alte Bleichplatz mit dem Friedhofe im Jahre 1892 mit einem Kosten­aufwand von 3 800 RM zu einem Schmuckplatz mit Anlagen umgewandelt wurde, der den Namen Keilsplatz bekam. Auf dem Platz wurde ein Gedenkstein er­richtet zum ehrenden Gedenken an Medizinalrat Dr. med. Keil, der von 1844 bis zu seinem Tode, 1889, in Friedrichroda als Arzt wirkte und sich um die Entwicklung Friedrichrodas als Kurort große Verdienste erworben hat. Das
auf dem Platz stehende Denkmal wurde am 7. September 1913 mit großen Feierlichkeiten enthüllt. Im Jahre 1925 errichtete man auf dem Wilhelmsplatz einen Musiktempel und am Sonnabend- und Sonntag­vormittag lauschen hier zahlreiche Zuhörer den Weisen unserer Kurkapelle.

Kleine Tabarzerstraße.

Am Wilhelmsplatz zweigt als Verbindungsweg nach der Wilhelmstraße die Kleine Tabarzerstraße ab. Diese schmalste Straße Friedrichrodas führte den Namen „Vor dem Tor“ (Vör d’n Tur). Sie ist bebaut mit 5 Häusern mit der Hausnummern 1, 3 bis 6.

Tabarzerstraße.

Die Tabarzerstraße (Toabertschestross) führt von der Reinhardsbrunner­straße in westlicher Richtung nach der Schweizerstraße. Der Volksmund nannte vor langer Zeit
die Straße „Am Sperlingshöh’“.  Das auf der Höhe stehende Haus Nr. 2 ist das Haus am Kurpark, früher Schweizerhaus genannt.  1852 ließ der Rat Wilhelm Sparr das später „weltbekannte“ Ho­tel errichten, daß man damals das zweite Kurhaus in Friedrichroda nannte. Die den damaligen Zeitverhältnissen entsprechende elegante Einrichtung veranlaßte sogar den damaligen Herzog Ernst II., Wohnung im Schweizerhaus zu nehmen, als er das Schloß Reinhardsbrunn hohen Besuchsgästen zur Verfügung gestellt hatte. (Queen Victoria samt englischem Hofstaat) Der überall zunehmende Mangel an Fremdenwohnungen veranlaßte Rat Sparr spä­ter zum Bau der Häuser Nr. 5 und 6 in der Tabarzerstraße. Das Haus Nr. 8, das Vergnügungs- und Tanzlokal „Zur Weinklause“ ist 1939 aus verkehrstech­nischen Gründen abgerissen worden. Auf dem Grundstück wird bis zum Rathaus ein freier Platz entstehen. Heute der Parkplatz.

Gartenstraße,
Die Gartenstraße ist wie so vieles andere in den baulichen Entwicklungsjahren
Friedrichrodas der 1860er Jahre entstanden. Man nannte sie deshalb Garten­straße, weil sie von ihrem Beginn an der Burgstraße bis zu ihrem Ende an der Reinhardsbrunnerstraße durch Bleichgärten führte. In den Gärten zwischen Hauptstraße und Gartenstraße fanden sich die letzten Erinnerungen an die alte Bleicherzeit, alten Wassergruben und Bleichhäuschen, in denen der Bleicher nachts die ausgelegten Bleichzeuge und Garne bewachte. Den Straßen­ teil mit seinen Grundstücken von der Reinhardsbrunnerstraße an aufwärts nannte man früher „Die Pfefferwiesen“ (auch Pfifferwiesen). Auf dieser Wiese fanden früher bis in die 1830er Jahre die beiden Jahrmärkte statt. (Der Markt vor dem Tor). Nach dem aus ge­meinsamer Vorzeit stammenden ungeschriebenen, strengen Gesetz des „Bannrechts“ hatte der Ortsfremde innerhalb des „Bannkreises“ einer Ortschaft kein Aufenthaltsrecht. Dieser überlieferte Ortbann wurde von den alten Stadtvätern streng beachtet. Es bedurfte vieler Verwaltungskämpfe, bevor die Orts- und Landesbanngrenzen fielen und die deutsche Freizügigkeit allgemein anerkannt und durchgeführt wurde. Von ihrem Ortsbannrecht machten auch unsere Friedrich­rodaer Bürgermeister strengen Gebrauch. Jeder Fremde hatte sich aus dem Ort zu entfernen, bevor am Abend das Tor geschlossen wurde. Die fremden Menschen mußten ohne ein schützendes Obdach nachts draußen auf der Pfefferwiese lagern. Aus diesem Grunde verlegte man auch die Jahrmärkte auf die Wiese vor dem Tor, damit man das fahrende Jahrmarktsvolk nicht nachts innerhalb der Stadt beher­bergen mußte. Mit den ersten Kurgästen zerbrachen sich die alten Stadtväter beinahe noch die Köpfe, denn der Aufenthalt vieler fremder Menschen innerhalb
der Stadt erschien ihnen als ein gefährliches Wagnis.

Die Gartenstraße beginnt mit der Hausnummer 1 an der Burgstraße. Das
Haus Nr. 9 ist unser jetziges Rathaus. Ursprünglich war auf dem unbebauten
Grundstück ein Zimmerplatz des Zimmermeisters Karl Klein. 1903 wurde auf dem
Grundstück das jetzige Gebäude errichtet, das den Namen „Hotel National“ bekam. Im Inflationsjahre 1922 kaufte die Stadt dieses Hotel für 2 Millionen Papiermark und verlegte noch im Herbst desselben Jahres die städtischen Ver­waltungsstellen in das Gebäude. Die Verwaltungen waren nach dem Brande des alten Rathauses 1904 im „Stadthaus“ Hauptstraße Nr.: 50 – und in dem Privat­haus Hauptstraße 35/37 untergebracht worden. Jahrelang beschäftigte man sich mit dem Projekt der Erbauung eines neuen Rathauses auf den Grundstücken Haupt­straße NR.: 50 und 48. Letzteres war zu diesem Zweck angekauft worden. Der zu gleicher Zeit geplante Neubau eines Kurhauses im heutigen Park nahe Springbrunnen und der 1. Weltkrieg mit seinen nachfolgenden wirtschaftlichen Notjahren verhin­derte die Ausführung eines Rathaus-Neubaues. Vor der Erwerbung des Hotels
National plante die Stadt zuerst den Ankauf des damaligen Hotels „Schauenburg“ Hauptstraße Nr.: 32/34. Dieses Projekt ließ man leider wieder fallen und erwarb
das das heutige Rathaus, das wohl zu einem städtischen Verwaltungsgebäude wurde,
aber wohl kaum jemals das werden wird, was uns Friedrichrodaern unser altes
Rathaus war. In einer deutschen Gemeinde sah das Volk gewissermaßen in sei­nem Rathaus das liebe, trauliche Vaterhaus seiner Stadt, auf das es stolz ist und an dem es mit großer Heimatliebe hängt. Im Jahre 1939 wurden die alten, unschönen Hofgebäude der Häuser Nr.11, 13 und 15 beseitigt. Die Straße ist mit Asphaltdecke, die Fußwege mit Platten belegt worden, sodaß die Gartenstraße mit ihrem Rat­haus einen viel besseren Eindruck macht wie früher.  Auf dem Grundstück Nr. 22 ist 1939 der neuzeitliche Bau des Kinos
eröffnet worden. Bis ca. 1930 gab es noch eine „Kleine Gartenstraße“. Dieser schmale Weg führte parallel mit der Gartenstraße vom Hause Nr. 23 bis zum Rathaus. Die mit den ungeraden Hausnummern 11–23 bezeichneten Grund­ stücke standen also zwischen der Gartenstraße und der Kleinen Gartenstraße. Jetzt hat jeder der Hausbesitzer das vor seinem Haus gelegene Stück des schma­len Weges seinem Garten einverleibt.

Burgstraße

Die Burgstraße beginnt zwischen den Häusern Hauptstraße 1 und Schmal­kalderstraße 1. Sie führt heutzutage nicht mehr direkt zum Herzogsweg da die neugebaute Schweizerstraße bei dem Hause Nr. 7 die Straße zur Sackgasse macht. Der obere Teil jenseits der Schweizerstraße hinauf heißt Burgweg.  Die Burgstraße führte als Weg bis um 1900 den Namen „Freybothgasse“. Der Mann, der vor ungefähr 200 Jahren an den Fahrweg nach Tabarz das erste Haus erbaute, hieß „Freyboth“. Im Stadtplan 1791 befinden sich an der Gasse nur die drei Häuser Nr. 4, 4a und 19. Das letz­tere Grundstück führte im Volksmunde den Namen „Die Eller“ (Off d’r Eller). „Eller“ stammt von dem Namen des Baumes „die Erle“. Der Platz „Eller“ ist eine sehr oft ehemals bebaute, aber wegen Unfruchtbarkeit später wieder liegen gebliebene, mit Gras und Erlengebüsch bewachsene Fläche. Es ist nicht ausgeschlossen, daß dort in den Zeiten des Bestehens der Schauenburg ein einsames Gehöft am Aufgange zur Burg (Burgstraße, früher Burgweg) gestanden hat. Der Name „Eller“ wiederholt sich in Friedrichroda in der „Sachseneller“ Friedrichstraße. An der Burgstraße und dem heutigen Burgweg standen 19 Häuser mit den. Das Haus Nr. 2 war früher „Das Hotel I. Ranges Bellevue“. 1939 befand sich in den unteren Räumen des Gebäudes der Kindergarten. Im Gebäude Nr. 9, jetzt Burgweg, befand sich von 1855 bis 1875 „die Landkarten Illuminier–Anstalt“ der Verlagsanstalt Justus Perthes, Gotha. In jenen Jahren blühte wohl das Bauhandwerk in Friedrichroda, aber für die übrige Bevölkerung war es nach dem völligen Niedergang der Bleicherei mit den Verdienstmöglichkeiten schlecht bestellt. Der Druck farbiger Landkarten befand sich damals noch in seinem Entwicklungsstadium und die schwarz gedruckten Landkarten mußten durch Handarbeit farbig koloriert werden. Die Verlagsanstalt Justus Perthes, Gotha, ließ in ihrer „Illuminiersanstalt“ und durch Vergabe von Heimarbeit ihre Landkarten in Friedrichroda farbig kolorieren, um der hiesigen, notleidenden Bevölkerung mit einer Verdienstmöglichkeit zu helfen. Im Garten des ehemaligen „Hotel Lanz“ Jetzt Wohnhausreihe Burgweg 9, das noch früher „Gruner’s Hotel“ hieß, gab eine Bühnengesellschaft seit dem Jahre 1877 während der Sommermonate Vorstellungen. Aus diesen primitiven Vorstellungen in einem Garten entwickelte sich mit den Jahren das Friedrichrodaer Kurtheater. Jahrzehntelang fanden die Aufführungen des Kurtheaters während der Sommermonate im Saale des Hotel Stern (Deutscher Hof/Jägerhof/ KloßTheater) und bei günstiger Witterung im Bergtheater am Gottlob statt. Später wurden seitens der Kurverwaltung Theatergastspiele auswärtiger Bühnen im Saale des städt. Kurhauses veranstaltet.

Grüner Weg.

Der Grüne Weg (Grüne Gäßchen) ist ein Verbindungsweg zwischen Burgstraße und Schmalkalderstraße. Er hat seinen Namen erhalten vom „Grün der Gärten“, durch den er führt. Zur Sicherstellung der Wasserversorgung Friedrichrodas erforderte dringend im Jahre 1900 den Ankauf des Hauses Nr. 7 seitens der Stadt für den Preis von 18 000 RM. Im Jahre 1824 wurde zur Entwässerung des Eisensteinbergwerkes Wolfstiegs ein tiefer Stollen angelegt. Der Stolleneingang lag im Hofe des Grundstücks Ender und man nannte deshalb den Stollen „Endershöfer Stollen“. Er führt ein gutes und ergiebiges Trinkwasser, das jedoch in ziemlicher Tiefe fließt. Auf dem städtisch gewordenen Grundstück wurde im Jahre 1900 zur künstlichen Hebung des Wassers ein Pumpwerk errichtet, das jedoch den Ansprüchen
nicht genügte. Das Pumpwerk wurde deshalb später wieder entfernt und das Wasser
des Endershöfer Stollens nach unserem heutigen Wasserwerk geleitet.

Schweizerstraße.

Die in den 1860er Jahren entstandene Schweizerstraße Sollte in den 1970er Jahren ein Teilstück der Ortsumgehung der Innenstadt werden. Darum wurde sie parallel zum Grünen Weg bis zur Schmalkalder Straße verlängert. Einige Häuser im Grünen Weg und in der Schmalkalderstraße wurden abgerissen. Der Beginn der Schweizerstraße ist nun die sogenannte Europakreuzung.  Zur ehemals kreuzenden Burgstraße wurde keine Einmündung gebaut. Die Schweizerstraße genannt nach dem ehemaligen Hotel Schweizerhaus an der Ecke zur Tabarzerstraße. Das Schweizerhaus war der erste Neubau in Friedrichroda der nur für die Beherbergung von Kurgästen, damals weit abseits des Ortes errichtet wurde.  Umbau später als Hotel Herzog Alfred uns als FDGB Haus am Kurpark.  Der Straßenteil vom Perthesweg bis zur Ecke des Kaffee Hess wurde früher Bahnhofsweg genannt, da der Weg mit seiner Fortsetzung nach Friedrichroda’s einstmals gelegenem Bahnhof Reinhardsbrunn führte. Das Haus Nr. 2 früher das Hotel Tiergarten, das anfangs der 1930er Jahre unter dem Namen „Hotel Viktoria“ eingegangen ist. Die Christuskirche der Evangelischen Gemeinschaft ist am 20. August 1905 eingeweiht worden. Vorher hatte die Evg. Gemeinschaft ihren Versammlungsraum in den oberen Räumen des Hauses Bahnhofstraße

Unser Park –  auch “Puschkin–Park“ oder “Kurpark“

Gegenüber der Straßenecke Perthesweg und Schweizerstraße liegt der Park
Ein zentraler Punkt im Park ist der Springbrunnen, mehrfach umgestaltet in über 90 Jahren. Auf diesem Platz stand die Villa Seebach, genannt „das Palais auf dem Forstacker“ .Das Haus wurde 1874 erbaut und dem Staatsminister von Seebach von der Bevölkerung des Herzogtums Gotha bei Gelegenheit seines 25jährigen Ministerjubiläums geschenkt. An der Seite des Parks gegenüber dem Hotel „Herzog Ernst“ (Hermann–Danz–Heim / Seniorenresidenz) entlang des Fußweges zu den Waldbahnschinen stand die „Villa Wilhelm“.  Am Abend des 10. März 1913 brannte diese bis auf die Grundmauern aus.  Am gleichen Abend fand im Kurhaussaal eine große nationale Hundertjahrfeier statt anlässlich der Erinnerung an die Erhebung des deutschen Volkes im Jahre 1813. Die sozialdemokratische Presse schrieb damals in einem Bericht über den Brand der Villa Wilhelm: „Bei der Feier im Kurhaus haben die Redner in ihrem Nationaltaumel so feurige Reden gehalten, sodaß schließlich die Villa Wilhelm Feuer gefangen hat.“  Vermutlich kam es nicht sehr ungelegen, denn seit Jahren beschäftigte sich der Stadtrat mit dem geplanten Bau eines städtischen Kurhauses, das nur die für den Kurbetrieb erforderlichen Gesellschaftsräume enthalten sollte. Die Stadt hatte mit den Besitzern des Kurhauses einen Pachtvertrag auf 25 Jahre abgeschlossen und zahlte für die Benutzung der Gesellschaftsräume und des Gartens jährlich 3 500 RM Pacht. Außerdem mußte seitens der Stadt die Bürgschaft für die Zinszahlung der auf dem Kurhause lastenden I. Hypothek übernommen werden. Auf die Dauer erschien den Friedrichrodaer Stadtvätern diese Zahlungen zu hoch und man beschäftigte sich deshalb mit dem Projekt eines eigenen Kurhauses. Als geeigneten Bauplatz kaufte Bürgermeister Küstner die Villen Hofmeyer und Seebach, den Platz der abgebrannten Villa Wilhelm und einige Grundstücke des herzoglichen Parkes mit einem Gesamtflächeninhalt von rd. 180 ar. Während der Jahre
wurde mancher Plan entworfen und wieder verworfen und sogar ein kostspieliges
Modell des neuen Kurhauses angefertigt. Der geplante Bau ist durch die wirtschaftlichen Verhältnisse der Weltkriegs- und Nachkriegszeit nicht ausgeführt worden. Spätere Stadtväter ließen das Projekt des Kurhausbaues fallen und kauften 1926 das alte Kurhaus.

Im Laufe der Zeit wurden die Gärten des Parks wenig gepflegt. Sie verwilderten und wurden teilweise zum Müllabladeplatz. Dieser für einen Kurort unhaltbare Zustand wurde in den 1920er Jahren mit dem Beginn von Planierungsarbeiten für eine Parkanlage beseitigt. Nach dem 1932 erfolgten Abbruch der Villa Seebach entwickelte sich der Platz erst zu einem wirklichen Park.

Büchigpromenade und Marienhöhle.

Die Büchigpromenade beginnt am Herzogsweg mit dem ersten Hause neben dem Hotel Herzog Ernst. Sie führt in ihrer Fortsetzung durch das Oberbüchig nach der Marienhöhle und nach Tabarz. Die Deutung des Namens: „Büchig“ bedeutet „Bucho“ und die Endsille „ig“ bezeichnet ein Gebüsch von vielen zusammenstehenden kleinen Bäumen. „Büchig“ heißt demnach ein Gebüsch, ein Dickicht vieler Buchen. An der Büchigpromenade stehen 11 Häuser, die in den 1890er Jahren entstanden sind. Während der Kriegsjahre 1939/40 ist das Pensionshaus Schütz (Nr. 9) zu einem Hilfskrankenhaus für Rückwanderer aus dem Saargebiet eingerichtet worden. Diese Volksgenossen stammen aus den an der französischen Grenze gelegenen Kreisen Zweibrücken, Saarbrücken und St. Ingbert. Mit Ausbruch des Krieges wurden diese Gebiete zur Gefahrenzone und die armen Menschen mußten binnen weniger Stunden Haus und Hof in ihrer lieben Heimat verlassen. Die ersten Flüchtlingstransporte trafen in Friedrichroda am 2. September 1939 ein. Während der folgenden Monate war ein ständiges Kommen und Gehen und es haben in Friedrichroda ca. 350 Rückgeführte eine Zuflucht gefunden. Diese heimatlos gewordenen Saarländer fanden hier Unterkunft im Thür. Waldheim (Reinhardsbrunnerstraße 15/17), Volksfürsorge (Grund 3/5), Pension Schütz und in Privatquartieren. Pension Schütz wurde zum Hilfskrankenhaus für kranke, gebrechliche alte Leute und zu einem Entbindungsheim. Mancher Volksgenosse aus dem Saarland hat für immer seine Augen geschlossen, aber andererseits ist hier auch mancher kleine Saarländer zur Welt gekommen und hat zeitlebens als Erinnerung an die Flüchtlingszeit seiner Mutter seinen Geburtsort in Friedrichroda. Auf dem jetzigen Gartengrundstück des letzten Hauses Büchigpromenade 12 befand sich der Eingang des Bergwerkes „der Kalkstollen“. In diesem letzten Überrest des Friedrichrodaer Bergbaues wurde nach schwefelsaurem Kalk gegraben. Die Arbeiten sind infolge der Baufälligkeit der Stollen und durch überhandnehmendes Grundwasser eingestellt worden. Ein weiterer Abbau von Kalk wurde in der im Oberbüchig gelegenen Marienhöhle vorgenommen. In dieser Höhle, auch Herzog-Ernst-Stollen genannt, sind ebenfalls seit Jahren die bergarbeiten eingestellt worden und die beim Bergbau entstandene Höhle mit ihren Marienglaswänden wurde zu einer Sehenswürdigkeit Friedrichrodas.  Ende der 1940er Jahre konnte die Höhle aus Sicherheitsgründen und dem Wasserstand in der Höhle nicht mehr besichtigt werden.  In der Nachkriegszeit hatte nur die Wismut AG Bodenuntersuchungen vorgenommen, gewünschtes Material aber nicht gefunden. Erst Mitte der 1960er Jahre interessierte man sich wieder, die Höhle als Schaubergwerk und Sehenswürdigkeit auszubauen. Wiedereröffnung war im Jahr 1969. Früher stand an der Marienhöhle die Gebäude der Ziegelei im Büchig.  Die in Privathand befindliche Ziegelei ging 1840 in herzoglichen Besitz über, wurde dann 1865 gänzlich niedergelegt und hat wahrscheinlich Jahrhunderte bestanden, denn in einem alten städtischen Protokollbuche findet sich schon im Jahre 1656 eine Notiz, daß Meister Hans Paul Jahn Schneider von der „Langen Wiese“ in Friedrichroda das Bürgerrecht erwirbt. Der vom Herzogsweg abzweigende stark ansteigende Harksweg ist ab dem Jahr 1872 entstanden, da Herr Hark die erste Villa dort erbaute.   So steil wie aufwärts geht es am Scheitelpunkt nach rechts wieder abwärts zur Büchigpromenade. Verkehrstechnisch, zumal im Winter eine Herausforderung. Ob der Weg so geplant war, oder nur, als Provisorium angelegt wurde ist nicht zu ergründen. Vermutlich hoffte man bei der Grundstück-Spekulation auf eine Straße oberhalb von Herzogsweg und Büchig.  

Die heutigen Grundstücke am Herzogsweg waren in den früheren Zeiten Gärten hiesiger Einwohner, zwischen denen sich der jetzige Herzogsweg als schmaler Fußweg hindurch schlängelte. Herzog Ernst II. ließ 1858 diesen Pfad verbreitern und einen 2 Meter breiten Reitweg anlegen. Damit bekam der Pfad den Namen Herzogsweg. Durch die ständige Nachfrage nach Bauplätzen wurden die Gartengrundstücke am Herzogsweg zum „Baugelände für ein Villenviertel“ bestimmt. 1864 baute Herr Theodor Krauss die erste „Villa“ am inzwischen verbreiterten Herzogsweg. Ihm folgte 1867 C. Gläser aus Coburg mit der Erbauung des Hotel Herzog Ernst, das 1875 bereits wieder durch einen Anbau vergrößert werden mußte. Der Herzogsweg ist mit 20 Häusern bebaut mit den Hausnummern 1, 3, 4, 6–16, 16a, 17/23, 18, 22, 24 und 25. Das Sanatorium Tannenhof führte die Nummer 17/23 und besteht in Wirklichkeit aus 4 Häusern, die durch Ankauf zu einem Grundstück vereinigt wurde.  Heute wieder getrennt und nicht mehr als Sanatorium.

Im Hause Nr. 25 war Friedrichrodas wunderschön gelegene Jugendherberge  .

Die Flurgrenzen Friedrichroda’s sind seit Jahrhunderten festgelegt durch aufgestellte und fortlaufend nummerierte Grenzsteine. Die Grenze beginnt mit dem Stein Nr. 1 in der Gegend der Häuser Schmalkalderstraße 56–58. Der Schlußstein unserer Flurgrenze befindet sich nach dem letzten Hausgrundstück am Herzogsweg unterhalb der Straße im Walde. Dieser Stein führt in alten Flurgangberichten den Namen „Hungerstein“. In einer zweitägigen sogenannten „Grenzbeziehung“ wurde früher alljährlich die verstreute Grenze in beinahe feierlicher Prozession abgegangen. An diesem Gange beteiligten sich der Bürgermeister mit den Ratsherren, Regierungs- und Forstbeamte, der Lehrer mit Schulkindern und der Bürgermeister und Forstbeamte der benachbarten Gemeinde, mit deren Grenze der Flurgang in Berührung kam. (Finsterbergen, Engelsbach, Schönau, Ernstroda, Cumbach, Rödichen). Bei der Grenzbeziehung wurden an den Grenzen entstandene Mängel und Fehler festgestellt, besprochen, und später beseitigt. Der Flurgang endete am zweiten Tage an dem Hungerstein am Herzogsweg. Wahrscheinlich kamen die Teilnehmer an diesem Stein mit riesigem Hunger an, denn dem Flurgang folgt sofort ein „Gastmahl“ im Rathaus auf Kosten der Stadt.

Der für jeden Durchgangskraftverkehr gesperrte Herzogsweg endet im Grund an der Schmalkalderstraße. Damit ist die Beschreibung der nördlichen Stadthälfte Friedrichroda’s beendet, die von den Einwohnern die Sommerseite genannt wird, während man die südliche Stadtseite die Winterseite nennt. Nach allgemeiner Ansicht wird die Stadt in die beiden Hälften getrennt von dem durch Friedrichroda fließenden Schilfwasser. Die nördliche größere Ortshälfte führte unter den hiesigen Leuten den Spottnamen „das Millionenviertel“. Diese Benennung stammt aus früheren Jahren, in denen tatsächlich die wohlhabenden Leute in diesem Ortsbereich wohnten, während ein Teil der Südhälfte zum ausgesprochenen „Arme Leute-Viertel“ wurde.