Was gibt´s denn dort ?

Mit der Bekanntheit Friedrichrodas ist das so eine Sache. Fragt man Ostdeutsche kommt sofort – kenne ich! Urlaub vor vielen Jahren. Da war ich schon mal. Der Name und Ort ist den Meisten geläufig. Weniger den Westdeutschen ob jung oder alt. Kein Wunder war doch in der DDR ein Urlaubsplatz im Thüringer Wald zwar nicht Südtirol aber trotzdem eine willkommene Abwechslung.  Es gab eben nicht so viele Möglichkeiten wie heute. Wohin verreisen in den Ferien?  Auch fast jedes kleine Dorf im Umkreis hatte  Urlaubsgäste. Aus jedem Hühnerstall wurden Gästezimmer und wir in Friedrichroda waren das Centrum. Da hatte der FDGB das sagen, wann und wo jemand mal Urlaub zu subventionierten Preisen machen darf. Leider blieb nach der Wende die Bekanntheit im Westen eine zufällige Sache. Einzig der Rennsteig, unser Höhenwanderweg auf dem Kamm des Thüringer Waldes, ist mittlerweile neben Erfurt als aufstrebend alte deutsche Stadt und Oberhof als Winter-Sportstätte von Thüringen bekannt.  Trotzdem kommen auch heute wieder mehr Leute in den Kurzurlaub zu uns. Aber was treibt diese Menschen an. Ist es Nostalgie oder geht´s nur ums Relaxen, Wellness, Essen und Trinken?  Jedenfalls im Wald bei Wanderungen wie früher sieht man diese Gäste kaum und für längere Kuraufenthalte sind wir scheinbar uninteressant.

Das war schon einmal ganz anders. Waren wir doch zu Beginn der  Sommerfrische Bewegung im 19. Jahrhundert hauptsächlich Fluchtmöglichkeit derjenigen die sich´s leisten konnten aus dem Trubel der Großstadt in das einfache gesunde Leben auf dem Land zu fliehen.

Es begann in romantischer Naturliebhaberei im herzoglichen Gefolge bei sogenannten Jagdausflügen und wurde mit der Eröffnung der Thüringer Eisenbahn 1947 auch für bürgerliche Gäste erreichbar.

Auch wenn die Anreise aus heutiger Sicht immer noch sehr beschwerlich war verfolgten Jahr für Jahr mehr Naturliebhaber den Wunsch einer Reise in die Ferne. Vermutlich währen sie noch weiter gefahren. Eines der ersten Gästehäuser im Ort hieß demzufolge eben Schweizerhaus. Vor 170 Jahren gab es wichtige und einflussreiche Menschen aus ganz Deutschland die unser kleines Städtchen als ihr „Waldelysium“ bezeichneten.  Was für ein kleiner malerischer Ort hier auf diesem Bild aus dem Jahr 1858. Es stammt vom englische Photo Pionier und Landschaftsmaler Francis Bedford. Er hat im Auftrag von Queen Victoria das erste Foto unseres Ortes und vom Schloss Reinhardsbrunn angefertigt.  Denn auch die Queen hatte noch gute Erinnerung an Reinhardsbrunn, da sie mehrmals zu Besuch mit ihrem Gatten Prinz Albert von Sachsen Coburg Gotha hier weilte.

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